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Respiratory Syncytial Virus (RSV)
RS-Viren sind RNS-Viren, die weltweit zu den häufigsten Erregern von oberen Luftwegsinfektionen in den kalten Jahreszeiten zählen.
Sie werden von Mensch zu Mensch durch Tröpfchen übertragen. Die Ansteckung erfolgt in erster Linie beim Beginn der Symptome. Weil sich nach einer Infektion keine bleibende Immunität entwickelt, treten Infektionen in jedem Alter auf (Säuglinge, Erwachsene, Betagte).
RSV bindet über das F-Protein an Rezeptoren der Zellmembran der respiratorischen Epithelien. Durch Konformationsänderung des F-Proteins entsteht eine Pore, durch die das RSV-Nukleokapsid ins Zellinnere gelangt.
Nach einer Inkubationszeit von 2–7 Tagen treten Fieber, Rhinitis und später Husten auf. Gelegentlich entwickelt sich eine Otitis media oder Konjunktivitis. Eine reaktive Thrombozytose ist typisch. In der Folge kann ein über Wochen anhaltender, trockener Husten bestehen bleiben.
Eine RSV-Infektion kann klinisch nicht von einer Corona- oder Influenzainfektion unterschieden werden. Die Diagnose erfolgt am schnellsten mittels PCR («polymerase chain reaction») oder Antigen-Schnelltest aus dem Rachensekret.
Die klinische Präsentation ist altersabhängig: Säuglinge entwickeln eher schwere Krankheitsverläufe mit Bronchiolitis. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist ein milder Verlauf die Regel. Bei Betagten und Immunsupprimierten dagegen ist mit Komplikationen (Pneumonie) und Spitaleinweisungen zu rechnen.
Bei Kindern kündigen beidseitige exspiratorische feine Rasselgeräusche sowie Giemen und Pfeifen den schweren Verlauf an. Oft sind sie stark dehydriert.
Die Therapie besteht aus supportiven Massnahmen: Sauerstoff, Sekretmanagement, Rehydrierung. Bronchodilatatoren sind gelegentlich hilfreich, Kortikosteroide sollten nicht eingesetzt werden.
Ribavirin ist eine antivirale Substanz, deren Wirksamkeit beschränkt ist. Sie wird nicht routinemässig eingesetzt. Für die passive Immunisierung gewisser Risikogruppen steht Palivizumab zur Verfügung.
Zahlreiche Impfstudien sind bei verschiedenen Populationen (Kinder, Schwangere, ältere Erwachsene) im Gange. Dabei dient das F-Protein als bester Antigen-Kandidat, um eine Immunantwort auszulösen. Ein aktiver Impfstoff steht allerdings zurzeit noch nicht zur Verfügung.
Verfasst am 24.2.2023_MK.