CME
Trigeminusneuralgie (tic douloureux)
Symptomatik: Unilaterale, wiederkehrende Schmerzattacken im Trigeminusareal, die abrupt auftreten, nach wenigen Sekunden (max. zwei Minuten) wieder sistieren und extrem schmerzhaft sind. Sie werden wie elektrische Schläge beschrieben. Manchmal begleiten faziale Spasmen die Schmerzattacken.
Epidemiologie: Die Inzidenz beträgt etwa 10 pro 100 000 Personen pro Jahr. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Das Alter liegt meist >50 Jahren.
Lokalisation: Rechts > links, sehr selten bilateral. Nervus trigeminus: maxillärer und mandibulärer Ast > ophthalmischer Ast.
Auslöser der Schmerzattacken: Bewegungen oder Berührungen im Gesichtsbereich: Essen, Trinken, Reden, Zähneputzen, Rasieren. Die Lebensqualität ist einschneidend reduziert.
Ätiologie: Meist bleibt die Ursache unklar. Grundsätzlich wird aber eine Kompression der Nervenwurzel durch die Arteria cerebelli superior vermutet, die mittels Magnetresonanztomographie (MRT) dargestellt werden kann. Selten liegt eine extrakranielle, tumorbedingte Kompression im Nervenverlauf vor. Auch eine Multiple Sklerose kommt infrage.
Diagnostik: Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die klinische Untersuchung ist normal. Gelegentlich besteht eine Hyposensibilität im betroffenen Areal. Eine Bildgebung (MRT) ist zur Ursachenabklärung sinnvoll. Eine neurologisch-konsiliarische Mitbeurteilung ist initial zu empfehlen.
Therapie: In erster Linie werden Carbamazepin (anfänglich 200 mg, steigerbar bis 1200 mg/Tag) oder Oxcarbazepin (600–1800 mg/Tag) eingesetzt. Bei ungenügender Schmerzkontrolle wird die Therapie mit Lamotrigin oder Pregabalin oder Topiramat erweitert. Auch Baclofen (40–80 mg/Tag) kann versucht werden. Falls die medikamentöse Therapie versagt, kommen Botulinum-Injektionen und verschiedene chirurgische Interventionen infrage. Dabei ist die mikrovaskuläre Dekompression heute noch Goldstandard. Bei guter Schmerzkontrolle soll nach mehreren Wochen versucht werden, die Medikation zu reduzieren und zu sistieren. Rezidive sind nicht ungewöhnlich.
Verfasst am 8.8.2023_MK
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