a MRZ (Medizinisches Zentrum der Region), Wangen an der Aare; b Chirurgische Klinik, Spital Limmattal, Schlieren; c Gastroenterologie/Hepatologie, Bürgerspital Solothurn, Solothurn
Ein 20-jähriger, gesunder Rekrut mit blander gastrointestinaler Anamnese meldete sich wegen eines retrosternalen Fremdkörpergefühls und epigastrischer Schmerzen.
Fallbeschreibung
Ein 20-jähriger, gesunder Rekrut mit blander gastrointestinaler Anamnese meldete sich wegen eines retrosternalen Fremdkörpergefühls und epigastrischen Schmerzen nach Einnahme von fester Nahrung auf der Krankenabteilung einer Kaserne. In der persönlichen Anamnese war zu eruieren, dass der Patient zwei Tage zuvor wegen Kopfschmerzen eine Filmtablette Algifor®-L forte 400 mg mit etwas Flüssigkeit nach dem Frühstück eingenommen hatte.
Der Patient wurde am nächsten Tag zur Ösophagogastroduodenoskopie in das Bürgerspital Solothurn überwiesen. Bei 20 cm ab Zahnreihe zeigten sich mehrere oberflächliche fibrinbelegte isolierte Ulzera ohne aktive Blutungszeichen (Abb. 1). Als mögliche Ursache wurde eine für längere Zeit im Ösophagus verbliebene Tablette eines nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) postuliert. Keine Divertikel konnten nachgewiesen werden.
Eine medikamentöse Therapie mit einer Sucralfat-Suspension wurde eingeleitet und der Patient wurde danach schnell beschwerdefrei.
Die unerwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) wurde fristgerecht dem regionalen Pharmacovigilance-Zentrum gemeldet.
Diskussion
Die Fremdkörperingestion ist ein häufiges Vorkommnis. Bei Erwachsenen geschieht die Ingestion eines Fremdkörpers meistens bei der Nahrungsaufnahme und wird durch pathologische Veränderungen des Gastrointestinaltraktes wie Strikturen (in ca. 50% der Fälle), eosinophile Ösophagitis (40%) und Malignome sowie diverse Motilitätsstörungen des Ösophagus (Achalasie, Nussknackerspeiseröhre, diffuser Ösophagusspasmus) begünstigt. Ferner werden vermehrt über Fremdkörperingestionen im fortgeschrittenen Alter, bei geistiger Retardierung und bei psychiatrischen Erkrankungen berichtet [1–3]. Die physiologischen und anatomischen Engstellen des Magen-Darm-Trakts erschweren die Passage des Ingestats und dienen als Prädilektionsstellen für eine Fremdkörperimpaktation. Eine eosinophile Ösophagitis sowie eine Motilitätsstörung des Ösophagus wurden ausgeschlossen. Bei gesunden Patienten ist dies eine Seltenheit. Die Ursache bei diesem Patienten ist unklar.
Zur Verhinderung solcher Ulzera empfehlen wir jeweils die Einnahme von NSAR mit genügend Wasser (mindestens 100 ml, 1 Glas) bei aufrechter Oberkörperhaltung.
In der schweizerischen Fachinformation von Algifor®-L sind Ulzerationen im Gastrointestinaltrakt als seltene UAW mit einer Häufigkeit von zwischen >1/10 000 und <1/1000 Fällen gelistet [4]. In der WHO-Pharmakovigilanz-Datenbank finden sich im Zusammenhang mit Ibuprofen insgesamt 122 958 Fälle von UAW, davon nur 96 Fälle von Ösophagus-Ulzerationen [5].
Disclosure statement
Die Autoren haben keine finanziellen oder persönlichen Verbindungen im Zusammenhang mit diesem Beitrag deklariert.
Korrespondenz
Dr. med. Raffaele Rubino Chefarzt-Stv MMR 2 und 3 Nord Rttg Kaserne CH-3380 Wangen an der Aare raffaele.rubino[at]vtg.admin.ch
Literatur
1 Birk M, et al. Removal of foreign bodies in the upper gastrointestinal tract in adults: European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Clinical Guideline. Endoscopy. 2016;48:1–8. DOI: http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-100456
2 Ginsberg GG. Management of ingested foreign objects and food bolus impactions. Gastrointest Endosc. 1995;41:33–8.
3 Ambe P, Weber SA, Schauer M, Knoefel WT. Swallowed foreign bodies in adults. Dtsch Arztebl Int. 2012;109(50):869−75. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0869.
4 Fachinformation des Arzneimittels-Kompendiums der Schweiz. Stand Januar 2017.
5 VigiLyze. Uppsala Monitoring Center – WHO individual case safety report (ICSR) database system. Erhältlich unter: https://vigilyze.who-umc.org/.